Die Entstehung der Realschule Burglengenfeld

Der Beschluss zum Bau unserer Schule
Der Beschluss zum Bau unserer Schule

Allgemeine Vorgeschichte

Die Realschulen in Bayern fußen auf den von König Ludwig I. 1833 geschaffenen „Kreislandwirtschafts- und Gewerbeschulen“ sowie auf den „Polytechnischen Schulen“. 1877 bis 1883 wurden diese genannten Bildungsanstalten in sechsklassige Realschulen umgestaltet, die dann 1907 zu so genannten Oberrealschulen ausgebaut wurden. Daneben gab es zur Bildung der Mädchen höhere Mädchenschulen, die von geistlichen Orden und privaten Einrichtungen getragen wurden. Im Zeitraum von 1911 bis 1916 trat der erste einheitliche Lehrplan für die höheren Mädchenschulen in Kraft. Dieser Schultyp bot somit die Voraussetzungen für den Einstieg in eine Reihe von Berufen. Im Schuljahr 1937/38 gab es in Bayern 81 Mittelschulen für Mädchen. Die meisten klösterlichen Schulen wurden von der national-sozialistischen Regierung geschlossen. Nach der Beendigung des Zweiten Weltkriegs musste ein rascher Aufbau des Schulwesens trotz aller Probleme der Nachkriegsjahre erfolgen. Bis 1946/47 bestanden bereits wieder 59 Mittelschulen, von denen 50 Ordensgemeinschaften als Träger hatten. Um die Lücke zwischen Volksschule und Gymnasium für die Knaben zu schließen, kam 1949 der Gedanke auf, neue Realschulen zu gründen, denn die Oberrealschulen waren ja in den Rang des höheren Schulwesens empor geklettert. Die damals zuständige Referentin im Kultusministerium, Frau Dr. Wilhelmine Böhm, vertrat in einem Rundfunkvortrag folgende Ansicht: „Die großen Betriebe brauchen führende Köpfe, die über hervorragendes praktisches Können, aber auch über vertiefte Einsicht verfügen, klar denken und Verantwortung übernehmen. …In der gemeindlichen und staatlichen Verwaltung, im Bahn- und Postdienst, im Kontor, in gehobenen technischen Berufen, in pflegerischen und fürsorglichen Frauenberufen werden Kräfte benötigt, deren Wissen und Können über die Ausbildung an Volks- und Berufsschulen hinausgeht, ohne dass aber die Bildungshöhe wissenschaftlichen Studiums verlangt werden müsste.“ Gleichzeitig versprach man sich vom neuen Schultyp eine Entlastung der Unterstufe der höheren Schulen, denn alle Schüler, die eine Fremdsprache erlernen wollten, waren zum Besuch eines Gymnasiums oder einer Oberrealschule gezwungen, selbst wenn sie gar keine Hochschulreife anstrebten. Diese neue Schulform bekam aber zum Leidwesen mancher Zeitgenossen den Namen „Mittelschule“ und weckte somit Assoziationen in Richtung Mittelmaß. Aus Sicht des Kultusministeriums wollte man eine Namensangleichung an die Oberrealschule bzw. deren Kurzform (sechsjährig, mit zwei Fremdsprachen) vermeiden. Erst als die Oberrealschulen 1965 in Gymnasien umbenannt wurden, war die Bezeichnung „Realschule“ wieder frei und die Bezeichnung „Mittelschule“ wurde durch „Realschule“ ersetzt.

1949 wurden in Bayern 18 staatliche Mittelschulen für Knaben errichtet (Weilheim, Grafenau, Landshut, Waldsassen, Kemnath, Naila, Hilpoltstein, Thannhausen, Pfaffenhofen/Ilm, Dingolfing, Freyung, Viechtach, Furth im Wald, Neustadt an der Waldnaab, Helmbrechts, Rehau, Ochsenfurt, Wertingen). Hinzu kam im selben Jahr die Mittelschule Landau an der Isar als Gründung eines Zweckverbands, die erste Mittelschule für Knaben und Mädchen. Die amerikanische Militärregierung musste damals formal noch zustimmen, was aber keine Probleme bereitete. Die Gemeinden waren für den Raum- und Sachbedarf zuständig, der Staat übernahm auf Antrag die Personalkosten. Diese Mittelschule war dreijährig, fußte also auf sieben Jahren Volksschulbesuch. 1950 trat dann der neue Lehrplan für diese Schulart in Kraft. Der Schwerpunkt lag auf der Allgemeinbildung, ergänzt durch die Fremdsprache Englisch. Hinsichtlich der zukünftigen Berufswahl gab es einen wirtschafts- und hadelskundlichen, einen gewerblichen und einen landwirtschaftlichen Zug.

Die neuen Mittelschulen stießen bei den Gemeinden auf großes Interesse. Zwei Gesichtspunkte spielten für das Kultusministerium eine gewichtige Rolle: die Errichtung von Knabenmittelschulen neben bereits existierenden klösterlichen Mädchenmittelschulen sowie die Berücksichtigung von Gegenden mit schwacher schulischer Infrastruktur. Ein Problem bereitete anfangs auch das Lehrpersonal. Entweder wurde auf Lehrkräfte mit Prüfung für das höhere Lehramt oder auf bewährte Volksschullehrkräfte, die eine Zusatzausbildung zu absolvieren hatten, zurückgegriffen. 1957 kamen 70% der der Mittelschullehrer aus dem Volksschulbereich, so dass ein gewisser Volksschullehrermangel drohte. Deshalb wurde vom Kultusministerium eine spezielle Ausbildungsform zum Mittelschullehrer beschlossen und 1958 in München-Pasing ein „Staatsinstitut für die Ausbildung von Lehrern an Mittelschulen“ gegründet. Nach 1960 wurde das Realschulsystem in Bayern flächendeckend ausgebaut und es erfolgte eine starke Expansion, vor allem in ländlichen Gebieten.

Ein frühes Bild
Ein frühes Bild

Die Gründung der staatlichen Realschule Burglengenfeld

Der Gedanke in Burglengenfeld eine staatliche Mittelschule zu errichten ging auf eine Entschließung des Kultusministeriums vom 23.04.1949 zurück. Allerdings waren die Frage der Unterbringung und die Trägerschaft noch ungeklärt. Unbestritten war aber bei den regionalen Politikern, dass der Landkreis Burglengenfeld – er zählte damals 42.000 Einwohner – eine höhere Lehranstalt haben müsse. Hinsichtlich der Unterbringung der neuen Schule existierten zwei Pläne:

- die Räumung der Burg, die damals Außenstelle der Heil- und Pflegeanstalt

Regensburg war,

- der Umbau des alten Volksschulgebäudes.

Wegen der geringeren Kosten entschieden sich die Stadtväter für die Unterbringung der Mittelschule im Volksschulgebäude. Entsprechende Reibungspunkte waren somit vorprogrammiert. An einen Schulhausneubau wurde aus finanziellen Gründen überhaupt nicht gedacht. Für die Trägerschaft kam entweder der Landkreis Burglengenfeld oder die Stadt Burglengenfeld in Frage. 1950 erklärte sich die Stadt Burglengenfeld aufgrund der befriedigenden Finanzlage bereit, die Trägerschaft selbst zu übernehmen; in zwei bis drei Jahren sollte dann ein „besonderer Zweckbau“ der neuen Schulgattung zur Verfügung stehen. Der Landkreis war aber dazu aufgerufen, sich am Aufwand für die Mittelschule zu beteiligen.

Das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus schrieb am 03.10.1950 an den Stadtrat von Burglengenfeld: „...Der Antrag des Stadtrates von Burglengenfeld ist vorgemerkt. Die Entscheidung über den Antrag wird nach Maßgabe der vom Bayerischen Landtag für das Haushaltsjahr 1951/52 zur Errichtung weiterer Staatlicher Mittelschulen zu bewilligenden Mitteln erfolgen.“

Ein wenig Unruhe kehrte in Burglengenfeld ein, als monatelang keine definitive Zusage für die Schulgründung aus München kam. Zudem hatte auch die Gemeinde Maxhütte ein Gesuch um die Gründung einer Mittelschule ans Kultusministerium gerichtet. Vielleicht gab ein Schreiben vom August 1951 an das Kultusministerium den Ausschlag. In ihm berichtete die Stadt Burglengenfeld, dass ab 01. September 1951 für die Mittelschule folgende Räume bereitstehen:

- 4 Schulräume á 60 qm

- 2 Schulräume á 35 qm

- 1 Schulleiterzimmer mit 12 qm

Außerdem stellte die Stadt Burglengenfeld dem künftigen Schulleiter eine Wohnung (Küche, 3 Zimmer, Bad) in einem Neubau in Aussicht. Bei der großen Wohnungsnot in der Nachkriegszeit hatte dieses Angebot Gewicht. Mit Schreiben vom 10. September 1951 bewilligte das Kultusministerium die Gründung der dreiklassigen Mittelschule für Knaben und Mädchen in Burglengenfeld, fand aber auch mahnende Worte für die Stadtväter: „Die Fortführung der Schule kann nur in Aussicht gestellt werden, wenn vorstehende Bedingungen (Raum- und Sachbedarf) erfüllt werden und das Bedürfnis für die Mittelschule nach der Zahl der Schüleranmeldungen für das Schuljahr 1952/53 bejaht werden kann.“ Als Schulleiter wurde am 11. September 1951 Diplomhandelslehrer Gottfried Frank bestimmt.

 

Die äusserst schwierigen Aufbaujahre von 1951 - 1958

Das Eintreffen von Herrn Frank in Burglengenfeld am 12. September 1951 überraschte den damaligen Burglengenfelder Bürgermeister Muggenthaler völlig. In Burglengenfeld war die Genehmigung der Mittelschule noch nicht bekannt. Mit Datum vom 13. September 1951 setzte das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus in einem Schreiben Herrn Frank in Kenntnis, dass die Eröffnung der Mittelschule zum 17. September vorgesehen ist. Schulleiter Frank berichtet in seinen Aufzeichnungen, dass im Gegensatz zu Aussagen des Ministeriums die Stadtverwaltung auch keine Schuleinschreibungen vorgenommen hatte! Sofort verfasste Frank Zeitungsartikel, um die Bevölkerung über Wesen und Zweck der Mittelschule aufzuklären und zur Einschreibung aufzurufen. Eiligst wurde am 17. September 1951 auf Initiative des Stadtrats eine Elternversammlung einberufen. Auch in Teublitz, Maxhütte und Kallmünz hielt Herr Frank in den nächsten Tagen Versammlungen ab und die Einschreibung wurde nach fünf Tagen am 21. September durch eine Aufnahmeprüfung beendet. 100 Knaben und Mädchen nahmen an ihr teil; 88 wurden in die Mittelschule aufgenommen.

In diesen Tagen erschienen auch zehn Schmidmühlener Eltern mit ihren Kindern und forderten die Zulassung ihrer Kinder zur Mittelschule und die Einrichtung einer Omnibuslinie von Schmidmühlen nach Burglengenfeld. Das Landratsamt Burglengenfeld stellte die Schaffung einer solchen Busverbindung dann für das Schuljahr 1952/53 in Aussicht. Probleme gab es für die Kallmünzer Kinder, denn deren Bus traf in Burglengenfeld schon kurz nach 7 Uhr ein. Hausmeister Preißl bekam eine Sondergenehmigung dafür, dass er diesen Schülerinnen und Schülern den Aufenthalt in einem Raum des Schulhauses bis zum Unterrichtsbeginn gestatten durfte. Er hatte aber für die Ordnung Sorge zu tragen.

Nach Bekanntgabe des Prüfungsergebnisses am 25. September begann am 26. September 1951 um 8 Uhr der planmäßige Unterricht mit einem Schulgottesdienst für beide Konfessionen. Schulleiter Frank hatte aber noch keine Lehrkräfte zugewiesen bekommen und so ist es eigentlich unvorstellbar, dass er als einziger Lehrer die Knaben von 8 Uhr bis 13 Uhr (49 Knaben!) und die Mädchen von 13 Uhr bis 18 Uhr (39 Mädchen) auf diese Art und Weise bis zum 05. Oktober 1951 unterrichtete. An diesem Tag traf die Lehrerin Katharina Weigert (aus Regensburg) ein und übernahm am nächsten Tag – der 06. Oktober war ein Samstag – eine Klasse. Die dritte Lehrkraft, Herr Feifel (aus Regensburg), wurde mit Wirkung vom 29. Oktober 1951 von Plattling nach Burglengenfeld versetzt. Sieben Personen konnten noch als nebenamtliche Lehrkräfte gewonnen werden: Stadtpfarrer Graf, Kooperator Schlösinger, evangelischer Pfarrer Hautsch, Lehrer Korherr (Singen), Lehrerin Bauer (Mädchenturnen), Lehrer Kappl (Knabenturnen) und Hauptlehrer Schmidt (Werken, Zeichnen).

Wie karg der Beginn der Mittelschule war, lässt sich auch daraus ersehen, dass Schulleiter Frank im Oktober 1951 den Stadtrat von Burglengenfeld um die Überlassung von Büromaterial bat.

Alle Unterrichtsräume der Mittelschule befanden sich bis auf ein Zimmer im Keller der Volksschule. Schulleiter Frank schrieb: „Auch das kleinste, unfreundliche und ungesunde Lehrerzimmer liegt im Kellergeschoß.“ Der Unterricht in Werken und Zeichnen fand in einer Baubaracke der Bauunternehmung Weiß statt, die diesen Raum der Schule kostenlos zur Verfügung stellte. Ein Schreibmaschinensaal fehlte völlig, was Schulleiter Frank am 21.10.1951 beim Stadtrat Burglengenfeld monierte. Außerdem machte er am 27.04.1952 darauf aufmerksam, dass bei einer voraussichtlichen Neuaufnahme von 111 Schülerinnen und Schülern der Raumbedarf erheblich größer sei, und er forderte ein Lernmittelzimmer sowie einen großen Lehrsaal als kombiniertes Physik-, Chemie- und Handarbeitszimmer mit der jeweils erforderlichen Ausstattung.

Die Leitung der Volksschule trat für das Schuljahr 1952/53 vier Klassenräume und zwei weitere Räume an die Mittelschule ab. Allen Beteiligten war aber klar, dass dies nur ein Notbehelf war, der auch nur für das kommende Schuljahr Bestand haben konnte. Volksschulrektor Dietl schrieb, dass „ab Schuljahr 1953/54 das Zusammenbleiben der Volks- und Mittelschule ... vollständig unmöglich sein wird.“ Er forderte vehement die Erstellung eines eigenen Mittelschulgebäudes. Doch der Stadtrat stellte dieses Vorhaben auf Jahre zurück. Zudem strich er den Etat der Mittelschule von 50.000,-- DM auf 15.000,-- DM zusammen. Der damalige Chronist schrieb: „Mit diesem Etat wird die Mittelschule vor die Existenzfrage gestellt. (...) Die Stadt Burglengenfeld kann allein die Trägerschaft nicht übernehmen. (...) Der Landkreis zeigt auch wenig Lust, da er die Last des Krankenhausneubaus zu tragen hat.“

Am Ende des Schuljahres ließ sich Schulleiter Frank vom Kultusministerium nach Schongau versetzen, v.a. weil er die ihm längst versprochene Wohnung in Burglengenfeld nicht erhielt. Er war der dauernden Trennung von seiner Familie überdrüssig. Außerdem lehnte er es ab, aufgrund der bestehenden Verhältnisse die Verantwortung für das kommende Schuljahr übernehmen zu müssen. Es war aber scheinbar kein Abschied im Bösen, denn Herr Frank schrieb folgende Worte an den Stadtrat: „Auch aus der Ferne nehme ich gern an dem weiteren Ausbau und am Aufblühen der Schule Anteil und ich hoffe, daß ich bei besonderen festlichen Anlässen unter den Gästen weilen darf.“

Die Schulchronik zum ersten Schuljahr enthält noch einige bemerkenswerte Sätze im Hinblick auf den inneren Schulbetrieb: „Es stellte sich bald heraus, dass die Schüler erhebliche Lücken aufwiesen. Der Grund mag darin zu suchen sein, dass diese Schüler 1944 und 1945 zur Schule kamen und in dieser Zeit (Fliegeralarm, Umsturz, Flüchtlinge) nur lückenhaft den Unterricht besuchen konnten. (...) Der Mangel an Lehrbüchern in Deutsch, Erdkunde, Geschichte, Mathematik, Physik und Chemie und das Fehlen jeglicher Lehrmittel in diesen Fächern erschwert die Arbeit von Lehrern und Schülern unerträglich.“

Schulleiter Frank schrieb charakterisierend in seinem Jahresbericht 1952: „Ein Teil der Knabenklassen war an die Anfertigung von Hausarbeiten in der Volksschule nicht gewöhnt worden. Sie wurden auch weiterhin abgelehnt.“

Nachfolger von Schulleiter Frank wurde Rektor Ludwig Walch, der aber auch Landtagsabgeordneter war. Stellvertretend führte Lehrer Feifel bis zum Ausscheiden Ludwig Walchs aus dem Landtag am 01.12.1954 die Schule.

Der Kampf um den Raumbedarf ging weiter. Der fertiggestellte Erweiterungsbau des Volksschulgebäudes brachte eine gewisse Linderung des Raumproblems. Zum Schuljahr 1953/54 gab es folgende Vereinbarung: In Absprache zwischen Volksschule, Berufsschule und Mittelschule wurden letzterer 15 Räume im Schulhaus zur Verfügung gestellt, die teilweise aber gemeinsam benutzt wurden. 142 Schüler besuchten jetzt die Mittelschule. Im Schuljahr 1953/54 erhöhte sich die Zahl der Schüler auf 216. Rektor Walch forderte vehement vom Stadtrat den Neubau eines Schulhauses: „Allen Ernstes steht der Entschluß (beim Kultusministerium, d. Verf.) fest, dass die Schule von Burglengenfeld abgezogen wird, wenn nicht die provisorische Unterbringung in erträglicher Weise gewährleistet ist. (...) Die Stadt müßte sich also in kürzester Zeit zu einem Neubau entschließen, da jede andere Möglichkeit ausgeschlossen ist.“

Dauernde Klagen gab es auch über die Aula des Volksschulhauses, die als Turnsaal verwendet wurde. Lehrer Feifel schrieb 1953: „Das Direktorat bittet, die Beheizungs- und Beleuchtungsverhältnisse in der Aula so zu ordnen, dass die Durchführung des Turnunterrichts gewährleistet ist und eine gesundheitliche Schädigung der Schüler nicht eintreten kann.“ Auch um das notwendige Papier musste die Schulleitung kämpfen. In einem Schreiben vom 06.04.1954 heißt es: „Das Direktorat bittet erneut und dringend um Beschaffung des erforderten Schulaufgabenpapiers. In dem angeforderten Papier ist das von der Schule für die Abschlussprüfung zu stellende Papier enthalten. Am 04. Mai beginnt bereits die Abschlussprüfung.“ Auch Trockenholz für die Schulküche wurde angefordert. 1953 wurde mit Spenden von den Einwohnern des Städtedreiecks sogar ein Glückshafen zugunsten der Mittelschule abgehalten! Da völlig offensichtlich war, dass der Sachaufwand für die Mittelschule die Stadt Burglengenfeld finanziell überforderte, gab der Landkreis 1953 einen Zuschuss in Höhe von 15.000,--DM. Als allmählich der Gedanke aufkam, alle Mittelschulen von dreiklassigen in vierklassige Anstalten umzuwandeln, genehmigte das Kultusministerium vorläufig für Bayern 1956 vier solche Schulen; dazu gehörte auch Burglengenfeld. Somit war der Neubau eines Schulgebäudes unumgänglich geworden. In der Sitzung vom 21.05.1957 genehmigte der Stadtrat von Burglengenfeld die Baumaßnahme; 950.000,-- DM betrugen die veranschlagten Baukosten. Die Pläne stammten vom Architekten Koch (aus Regensburg); die ausführenden Firmen waren die Baufirmen Bögl und Weiß. Im Sommer 1957 wurde mit dem Bau begonnen, und am 06.09.1958 konnte das neue Gebäude seiner Bestimmung übergeben werden. Doch zu diesem Zeitpunkt war es eigentlich schon viel zu klein im Hinblick auf die immens gestiegenen Schülerzahlen. Im September 1958 zogen 13 Klassen in ein Gebäude ein, das eigentlich für 8 Klassen nur gedacht war. Viele Fachräume (Werkraum, Zeichensaal, Musiksaal, Handarbeitsraum), eine Turnhalle und Freisportanlage sowie ausreichende Lehrmittel- und Bücherzimmer fehlten noch.

Bild einer Mädchenklasse
Bild einer Mädchenklasse

Die Jahre der Expansion

Im Schuljahr 1960/61 wurde Direktor Walch in den Ruhestand versetzt. Ihm folgte zum 01.09.1961 in der Schulleitung Rudolf Lindermayer aus Regensburg, der die Schule ab März 1960 schon kommissarisch geleitet hatte, nach. Als das Kultusministerium Direktor Lindermayer auf eigenen Wunsch nach zwei Jahren nach Regensburg versetzte, begann mit dem Schuljahr 1963/64 die Amtszeit von Direktor German Ullersperger. Da zum 01. Januar 1966 der Landkreis Burglengenfeld die volle Trägerschaft der Schule übernahm, war es möglich, eine schon lange ersehnte Baumaßnahme durchzuführen: 1967 erhielt der Mädchentrakt, der bislang nur Keller und Erdgeschoß umfasst hatte, ein Obergeschoß. Vier neue Klassenzimmer und zwei Nebenräume waren somit geschaffen worden; aber die Klassenzahl war in der Zwischenzeit auf 16 (!) gestiegen. Der Mangel an Fachräumen blieb.

Durch die Gebietsreform von 1972 hatte der neue Landkreis Schwandorf die Trägerschaft für die Realschule Burglengenfeld bekommen. Als die Planung eines Gymnasiums für Burglengenfeld in Angriff genommen wurde, kam der Gedanke an ein sog. Schulzentrum und damit an eine Auslagerung der räumlich begrenzten Realschule auf. 1975 wurde sogar ein Architektenwettbewerb zum Neubau der Realschule durchgeführt, aber die angespannte finanzielle Lage des Landkreises ließ das Projekt scheitern. Es war aber allen Beteiligten klar, dass bei einer Zahl von inzwischen 570 Schülern das Gebäude „aus allen Nähten platzte“. Aus Raummangel konnten sogar die rechtlichen Vorgaben des Kultusministeriums nicht erfüllt werden, denn bei 570 Schülern hätten 19 Klassen gebildet werden müssen, was eben wegen fehlenden Raums nicht möglich war. Die Klassenstärken überstiegen das Richtmaß bei weitem. Deshalb entschied sich der Sachaufwandsträger 1978 für einen Erweiterungsbau, mit dem am 01. März 1979 begonnen wurde. Die Kalkulation für die Baumaßnahme belief sich auf ca. 6 Millionen Mark; ein Neubau hätte sicherlich das Doppelte gekostet. Auch war es nicht gelungen, für das bisherige Schulhaus nach einem Neubau eine sinnvolle Verwendung zu finden.

Verantwortlich als Architekt war Dipl.-Ing. Rudolf Hohenthanner aus Regensburg. Neu geschaffen wurden ein Musiksaal, Werk- und Zeichenräume sowie Unterrichtsräume für den naturwissenschaftlichen Unterricht. Aus Mangel an Baugrund musste auf eine Dreifachturnhalle verzichtet werden. Immerhin konnten eine Einfachturnhalle und ein Allwetterplatz realisiert werden.

Ebenso neu errichtet wurde der Verbindungstrakt zwischen den beiden alten Gebäuden, wobei im Erdgeschoß die geräumige Eingangshalle mit Mehrzweckraum und im Obergeschoß die Räume für die Schulverwaltung entstanden.

Damit war unsere Realschule endlich für 16 Klassen konzipiert; viele Provisorien, z. B. dass ein ehemaliger Kohlenkeller als Werkraum verwendet werden musste, fanden ein Ende.

Im Zuge der Erneuerung wurden auch alle Altbauräume saniert. Zeitgleich mit dem 30-jährigen Schuljubiläum konnte der Abschluss aller Baumaßnahmen gefeiert werden. Am 17. Juli 1981 erfolgte die festliche Einweihung des neuen Schulgebäudes und die Bevölkerung konnte es bei einem „Tag der offenen Tür“ begutachten. Die Realschule Burglengenfeld hatte ihre heutige Gestalt erhalten. Nach Jahren der qualvollen Enge und des hektischen Baubetriebs kehrte Ruhe ein. Die Hauptlast bei der Baubetreuung von schulischer Seite her fiel Rektor Fridolf Riedel zu, der nach der Ruhestandsversetzung von Direktor German Ullersperger zu Ende des Schuljahres 1977/78 dessen Nachfolger geworden war. Direktor Ullersperger stand der Realschule Burglengenfeld 15 Jahre vor und ist bis heute der dienstlängste Schulleiter geblieben. Zu Ende des Schuljahres 1984/85 trat Rektor Riedel in den Ruhestand. Sein Nachfolger wurde Rektor Gottlieb Hack, der unserer Realschule bis 1993 vorstand. Er unterrichtete von 1963 an schon an der Realschule Burglengenfeld, bis er 1980 vom Kultusministerium zum stellvertretenden Schulleiter in Regenstauf berufen wurde und von unserer Schule Abschied nahm. Nach fünf Jahren kehrte er als Rektor an seine alte Wirkungsstätte zurück. Als Nachfolger Gottlieb Hacks wurde Rektor Michael Wagner berufen, der die Realschule Burglengenfeld bis 2006 leitete. In diesem Jahr wurde er zum Ministerialbeauftragten für die Realschulen in Niederbayern ernannt. Nachfolger bis heute wurde sein ehemaliger Konrektor Josef Hartung.

Literatur:

Max Liedtke (Hg.), Handbuch der Geschichte des Bayer. Bildungswesens, Bd. III, Bad Heilbrunn 1997

Quellen:

- Chronik der Realschule Burglengenfeld, 5 Bde.

- Jahresberichte

- Stadtarchiv Burglengenfeld, Akten bzgl. der Mittelschule